Gebäudeeinsturz in Sabhar

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24.04.2013
Zusätzliche Information

Beim Gebäudeeinsturz in Sabhar (bengalisch: সাভার, Sābhār; englisch: Savar) etwa 25 km nordwestlich der Hauptstadt Dhaka in Bangladesch am 24. April 2013 wurden 1127 Menschen getötet und 2438 verletzt. Der Unfall ist der schwerste Fabrikunfall in der Geschichte des Landes.

Ablauf

Das Rana Plaza, ein neungeschossiges Gebäude in Stahlbetonskelettbauweise, gehörte dem bangladeschischen Politiker Sohel Rana. Im Gebäude waren mehrere Textilfirmen, Geschäfte sowie eine Bank untergebracht. Am Vortag, dem 23. April, waren in dem Gebäude Risse festgestellt worden. Deshalb verbot die Polizei den Zutritt. Dennoch waren mehr als 3.000 Menschen im Gebäude, größtenteils Textilarbeiterinnen, als das Gebäude um 9.00 Uhr kollabierte. Die Angestellten waren von den Fabrikbetreibern gezwungen worden, ihre Arbeit aufzunehmen.

Freiwillige arbeiteten gemeinsam mit Rettungskräften, um Überlebende zu retten und Tote zu bergen. Einige Opfer konnten gerettet werden. Rund um das Gebäude kam es zu Protesten vieler Angehöriger, bei denen es auch Zusammenstöße mit der Polizei gab.

Eine letzte Lebende konnte leicht verletzt am 10. Mai gut 16 Tage nach dem Einsturz in einer Lücke im Erdgeschoss oder Keller geborgen werden. Sie hatte durch Hilferufe auf sich aufmerksam gemacht, etwas Bewegungsraum gehabt, Wasser trinken und Kekse essen können. Zuvor war eine letzte Lebende am 28. April entdeckt worden; bei dem Versuch sie zu befreien, kam es jedoch zu einem Feuer, durch das diese Textilarbeiterin getötet wurde.

Der Besitzer des Gebäudes und leitende Mitarbeiter der darin produzierenden Textilfirmen wurden festgenommen.

Der 400 Seiten starke Bericht einer Untersuchungskommission kam Ende Mai 2013 zu dem Schluss, dass die Hauptursache für die Katastrophe grobe Fahrlässigkeit war. Unter anderem seien für den Bau des Hauses minderwertige Baumaterialien verwendet worden, das Bauland habe sich für ein mehrgeschossiges Gebäude nicht geeignet. Der Bericht empfiehlt lebenslange Haftstrafen für den Besitzer des Hauses und für die Besitzer der Textilfabriken, die im Rana Plaza untergebracht waren.

Im Dezember 2013, 8 Monate nach dem Einsturz sind noch immer fast 200 Leichen nicht identifiziert und nicht freigegeben. Ohne Totenschein erhalten deren Angehörige auch keine Entschädigungszahlungen. Nur eine einzige Einrichtung in Bangladesh kann DNA-Proben auswerten; mangels Kapazität konnte nur von etwa der Hälfte von 324 anonym Bestatteten DNA-Proben entnommen werden.

Auswirkungen

Als Reaktion auf den Unfall wurden staatliche Überprüfungen der Sicherheit der Textilfabriken in Bangladesch beschlossen. Anfang Mai 2013 wurden 18 Textilfabriken staatlich geschlossen, Mitte Mai sollen hunderte weitere ihren Betrieb endgültig einstellen. Textilarbeiter dürfen sich zukünftig in unabhängigen Gewerkschaften zusammenschließen und Lohnverhandlungen führen; außerdem wurde beschlossen den Mindestlohn zu erhöhen.

Mitte Mai 2013 unterzeichneten große europäische und US-amerikanische Abnehmerfirmen außerdem das mit den internationalen Gewerkschaftsdachverbänden UNI und IndustriALL sowie verschiedenen Nichtregierungsorganisationen (u. a. Kampagne für Saubere Kleidung) ausgehandelte einklagbare Abkommen zum Brand- und Gebäudeschutz in Bangladesch[9], das einen besseren Arbeitsschutz (mit den Schwerpunkten Gesundheitsschutz, Gebäudeschutz und Brandschutz, einschließlich systematischer Mitarbeiterschulungen) mit regelmäßigen unabhängigen Kontrollen vorschreibt. Diese werden von allen Unterzeichnerunternehmen über einen Lenkungsausschuss finanziert, an dem sie sich entsprechend der Produktionsmengen beteiligen. Das Abkommen beinhaltet auch das explizite Recht für Arbeiter, die Arbeit bei gravierenden Sicherheitsmängeln niederzulegen, ohne dafür sanktioniert zu werden. Es muss innerhalb von 45 Tagen nach Unterzeichnung umgesetzt werden. Erstunterzeichner sind H&M, Inditex (Mutterkonzern von Zara), C&A, PVH, Tchibo, Tesco, Marks & Spencer, Primark, El Corte Inglés, Mango, Carrefour, KiK, Helly Hansen, G-Star, Aldi Süd, Aldi Nord, New Look, Mothercare, Next, Loblaws, J Sainsbury, Benetton, N Brown Group, Stockmann, WE Europe, Esprit, Rewe, Lidl, Hess Natur, Switcher, Abercrombie & Fitch, Bonmarché, John Lewis, Charles Vögele, V&D, Otto Group und s.Oliver.

Das Abkommen wurde u. a. von Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft und der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Worker Rights Consortium begrüßt.

Seit dem Gebäudeeinsturz sind die Proteste der Textilarbeiter heftiger und gewaltsamer geworden. Am 23. September 2013 gingen zehntausende Arbeiter den dritten Tag in Folge auf die Straße, sie fordern die Erhöhung des Mindestmonatslohns auf 75 Euro, zünden Fabriken an und führen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Polizeichefs von Gazipur und Dhaka schätzten die Zahl der protestierenden Textilarbeiter auf 200.000 und dass 300 Fabriken geschlossen hielten, um Angriffen der Demonstranten zu entgehen. Die Textilarbeiter in Bangladesch gehören zu den weltweit am niedrigsten bezahlten. Die meisten erhalten den Mindestlohn, der 2010 nach monatelangen Protesten auf 3000 Taka (knapp 30 Euro) erhöht worden ist. Nun prüft eine Regierungskommission die geforderte Erhöhung auf 8200 Taka (75 Euro).

Deutsche Unternehmen

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Uwe Kekeritz hat am 13. Mai eine Beschwerde gegen die Textilunternehmen KiK, C&A und Karl Rieker (Karl Rieker GmbH & Co. KG) bei der nationalen Kontaktstelle der OECD in Berlin eingereicht. Er hält die deutschen Firmen für mitverantwortlich für den Tod der Näherinnen.

Sozialverantwortung entlang der Lieferkette

Der Gebäudeeinsturz in Sabhar hat die Rolle der Lieferkette (supply chain) statt lediglich eines einzelnen Unternehmens als Gestaltungsobjekt von Corporate Social Responsibility (CSR) stärker in den Vordergrund gestellt. Ansätze des Supply-Chain-Managements werden seither somit vermehrt zur Stärkung von CSR in Betracht gezogen. Ausgehend von den Erfahrungen aus Sabhar schlagen Wieland und Handfield (2013) drei Maßnahmenkomplexe vor, um CSR entlang der Lieferkette sicherzustellen. So muss eine Auditierung von Produkten und Lieferanten stattfinden, diese Auditierung muss jedoch auch Lieferanten von Lieferanten mit einbeziehen. Zudem muss die Transparenz entlang der gesamten Lieferkette erhöht werden, wobei smarte Technologien neue Potenziale bieten. Schließlich lässt sich CSR durch Kooperationen mit lokalen Partnern, mit anderen Unternehmen der Branche sowie mit Hochschulen verbessern.

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