Jom-Kippur-Krieg (Ramadan-Krieg oder Oktoberkrieg)

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06.10.1973
Zusätzliche Information

Der Jom-Kippur-Krieg, Ramadan-Krieg, oder Oktoberkrieg (hebräisch מלחמת יום הכיפורים Milchemet Jom HaKippurim oder מלחמת יום כיפור Milchemet Jom Kippur; arabisch حرب أكتوبر, DMG Ḥarb Uktūbar oder حرب تشرين / Ḥarb Tišrīn), war ein Krieg vom 6. bis zum 25. Oktober 1973, der von Ägypten, Syrien und weiteren arabischen Staaten gegen Israel geführt wurde.

Nach dem Palästinakrieg (1948/49), der Sueskrise (1956) und dem Sechstagekrieg von 1967 war er der vierte arabisch-israelische Krieg im Rahmen des Nahostkonflikts. Auf arabischer Seite wird der Krieg Ramadan- bzw. Oktober-Krieg genannt, da er während des islamischen Fastenmonats Ramadan stattfand, der in jenem Jahr in den Oktober fiel. Oktoberkrieg wurde er auch in der DDR genannt, wobei in der DDR-Fachliteratur jedoch öfter die neutrale Bezeichnung vierter arabisch-israelischer Krieg verwendet wurde.

Überblick

Der Krieg begann mit einem Überraschungsangriff Ägyptens und Syriens am 6. Oktober 1973, dem höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, auf dem Sinai und den Golanhöhen, die sechs Jahre zuvor von Israel im Zuge des Sechstagekrieges erobert worden waren.

Während der ersten zwei Tage rückten die Streitkräfte Ägyptens und Syriens vor, danach aber wendete sich der Kriegsverlauf zugunsten der Israelis, die zunächst ihre Truppen hatten mobilisieren müssen. Nach der zweiten Kriegswoche waren die Syrer vollständig aus den Golanhöhen abgedrängt worden. Im Sinai waren die israelischen Streitkräfte derweil zwischen zwei ägyptischen Armeen durchgebrochen, hatten den Sueskanal (die alte Waffenstillstandslinie) überschritten und eine ganze ägyptische Armee abgeschnitten, bevor der UN-Waffenstillstand am 24. Oktober 1973 in Kraft trat.

Der Krieg hatte weitreichende Folgen für viele Staaten. In Israel wurde heftige Kritik an der Regierung geübt, die Ägypten und Syrien unterschätzt und so die Anfangserfolge der Feinde ermöglicht habe. Die arabische Welt, die sich durch die vollständige Niederlage der ägyptisch-syrisch-jordanischen Allianz im Sechstagekrieg zutiefst gedemütigt gefühlt hatte, konnte aus den anfänglichen Erfolgen des Krieges psychologische Vorteile ziehen; ihre Truppen sahen ihre Ehre zumindest teilweise wiederhergestellt. Diese psychologische Bestätigung war die Voraussetzung für die Friedensverhandlungen, die folgen sollten. Sie machte auch wirtschaftliche Liberalisierungen wie die ägyptische Infitah-Politik möglich. Der israelisch-ägyptische Friedensvertrag, der fünfeinhalb Jahre nach dem Krieg folgte, normalisierte die Beziehungen zwischen Ägypten und Israel – zum ersten Mal erkannte ein arabischer Staat Israel an.

Hintergrund

Dieser Krieg war Teil des Nahostkonfliktes, der zu mehreren Zusammenstößen und Kriegen geführt hatte. Während des Sechstagekrieges hatten die Israelis den Sinai bis zum Sueskanal erobert, welcher die Waffenstillstandslinie wurde. Israel hatte auch etwa die Hälfte der Golanhöhen von Syrien erobert. In den Jahren nach dem Sechstagekrieg errichtete Israel sowohl im Sinai als auch in den Golanhöhen militärische Befestigungsanlagen: Im Jahre 1971 gab Israel 500 Millionen US-Dollar für die Befestigungsanlagen am Sueskanal aus – eine Befestigungskette mit riesigen Erdwällen, die als die Bar-Lew-Linie bekannt wurde (benannt nach dem israelischen General Chaim Bar-Lew). Der überwältigende Sieg im Sechstagekrieg und der zumindest nicht verlorene Abnutzungskrieg führten bei der israelischen Regierung zu einem fast grenzenlosen Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten.

Ägypten und Syrien strebten eine Rückgewinnung der 1967 verlorenen Gebiete an. Verhandlungen hierüber hatten sie jedoch bereits im selben Jahr mit den „Drei Neins von Khartoum“ zurückgewiesen. Im September 1970 starb der ägyptische Staatspräsident Gamal Abdel Nasser. Sein Nachfolger wurde Anwar as-Sadat, der sich entschloss, Israel zu bekämpfen, um die Gebiete zurückzubekommen. Nach dem Scheitern der Jarring-Mission hoffte Sadat, selbst durch eine minimale Niederlage Israels den Status quo verändern zu können und damit Verhandlungen zu erreichen. Der syrische Präsident Hafiz al-Assad hatte hingegen andere Motive und war einzig an der militärischen Zurückgewinnung der Golanhöhen interessiert. Seit dem Sechstagekrieg hatte Assad enorme Anstrengungen unternommen, Syrien zu einer dominanten militärischen Macht in der arabischen Welt zu machen. Assad war überzeugt davon, zusammen mit Ägypten die israelischen Streitkräfte besiegen zu können und damit die syrische Rolle in der Region zu sichern. Unter der Annahme, dass der Golan bereits erobert sei, erwog Assad allenfalls Verhandlungen über eine Aufgabe des Westjordanlandes und des Gazastreifens durch die Israelis zu führen.

Sadat hatte auch wichtige innenpolitische Gründe für einen Krieg. Die ägyptische Wirtschaft war zerstört, Sadat wusste aber um die immensen Widerstände in Teilen der ägyptischen Gesellschaft gegenüber den notwendigen Reformen. Nach einem militärischen Sieg erhoffte er die notwendige Beliebtheit für die Durchführung nötiger Reformen zu erhalten. Zahlreiche ägyptische Studenten waren mit Sadats Zurückhaltung in den ersten drei Jahren seiner Amtszeit äußerst unzufrieden und forderten in Massenprotesten, den Sinai zurückzugewinnen. Der US-amerikanische Historiker Abraham Rabinovich beschreibt die drei ersten Jahre der Regierungszeit Sadats allgemein als von einer starken Demoralisierung der ägyptischen Bevölkerung geprägt. In der darniederliegenden wirtschaftlichen Situation und der landesweiten Hoffnungslosigkeit schien Krieg der einzige Ausweg. In seiner Biographie über Sadat schreibt Raphael Israeli, dass Sadat die Wurzeln des Problems in der großen Schande des Sechstagekrieges sah und meinte, bevor irgendeine Reform durchgeführt werden könnte, müsste zuerst die Schande überwunden werden.

Die anderen arabischen Staaten zeigten eine zurückhaltendere Position in Bezug auf einen erneuten Krieg gegen Israel. Der jordanische König Hussein befürchtete einen weiteren großen Verlust jordanischen Territoriums, nach dem Verlust des Westjordanlands und Ostjerusalems infolge des Sechstagekriegs. Sadat unterstützte den Machtanspruch der PLO auf diese Gebiete und versprach Jassir Arafat die Kontrolle über das Westjordanland und den Gazastreifen. Hingegen sah Hussein das Westjordanland immer noch als Teil Jordaniens und strebte mit den verlorenen Gebieten eine Vereinigung zum Vereinigten Arabischen Königreich an, was die PLO und die meisten arabischen Staaten ablehnten. Jigal Allon befürwortete jedoch den Vorschlag und sah darin eine Lösung des Konfliktes. Außerdem hatten die Ereignisse des Schwarzen September, eines Beinahe-Bürgerkriegs zwischen der PLO und der jordanischen Regierung, zu einer starken Ablehnung Husseins gegenüber der syrischen Führung geführt, die militärisch auf Seiten der PLO interveniert hatte.

Auch der Irak und Syrien hatten belastete Beziehungen, Irak hatte Syrien und Ägypten aber im Kriegsfalle seine Waffenbrüderschaft zugesagt. Vom Libanon wurde nicht erwartet, dass er sich an den arabischen Kriegsbemühungen beteiligte, da er wegen innerer Instabilität und einer kleinen Armee zur Kriegsführung nicht in der Lage war.

Vor dem Krieg versuchte Sadat auf diplomatischem Wege Unterstützung für den Krieg zu gewinnen. Im Laufe des Jahres 1973 behauptete Sadat, mehr als hundert Staaten unterstützten ihn. Zu den Unterstützerstaaten gehörten die meisten Staaten der Arabischen Liga, der Bewegung der blockfreien Staaten und der Organisation für Afrikanische Einheit.

Vorgeschehen

Die Sowjetunion wurde für das ägyptische Scheitern im Abnutzungskrieg verantwortlich gemacht, so konnte Nasser seine Luftabwehr erst aufbauen, nachdem er eine sowjetische Unterstützungszusage erhalten hatte. Nasser drohte damit, sich in Zukunft den US-Amerikanern anzuschließen.

Die Sowjetunion hatte, im Gegensatz zu Ägypten, starke Interessen an einer Abkühlung des Konflikts, um gefährliche Reibungen mit den Vereinigten Staaten zu vermeiden. Deshalb beschlossen die Supermächte nach einem Treffen in Oslo, den Status quo beizubehalten – ein Beschluss, der für die ägyptische Führung unannehmbar war. Nachdem ägyptische Angriffspläne durchgesickert waren, wurden die Sowjets im Juli 1972 aus Ägypten hinausgedrängt; beinahe alle 20.000 sowjetischen Militärberater mussten das Land verlassen. Ägypten begann damit eine schrittweise Annäherung an die Vereinigten Staaten.

Anwar Sadat meinte im Jahre 1972 öffentlich, dass sich Ägypten dem Krieg gegen Israel verpflichtet habe und bereit sei, „eine Million ägyptischer Soldaten zu opfern“. Seit dem Ende desselben Jahres begann das Land mit konzentrierten Bemühungen, seine Truppen aufzubauen. Die Sowjetunion lieferte MiG-21, SA-6, RPG-7 und besonders die Antipanzerwaffe 9M14 Maljutka. Auch die militärische Taktik wurde verbessert: Politische Generäle, die für die Niederlage im Sechstagekrieg verantwortlich waren, wurden durch andere Offiziere ersetzt.

Die Sowjetunion sah Sadats Erfolgschancen als gering an. Sie warnte, dass jeder Versuch den stark befestigten Sueskanal zu überschreiten, zu schweren Verlusten führen würde. Sie verfolgte eine Politik der Entspannung und hatte deshalb keinerlei Interessen an einer Destabilisierung des Nahen Ostens. Nach einem Treffen mit Richard Nixon im Juni 1973 forderte Leonid Breschnew Israel dazu auf, sich auf die Grenzen von vor dem Sechstagekrieg zurückzuziehen, andernfalls könne die Sowjetunion eine Eskalation nicht verhindern. Dies wurde als Hinweis auf den Verlust des sowjetischen Einflusses auf Sadat interpretiert.

In einem in Newsweek veröffentlichten Interview vom 9. April 1973 drohte Sadat erneut mit Krieg. Im Laufe des Jahres 1973 führte die ägyptische Armee verschiedene Übungen durch, die Israel jedes Mal auf die höchste Alarmstufe brachten, es gleichzeitig aber davon überzeugten, jeden Angriff mit den israelischen Luftstreitkräften zurückschlagen zu können.

Am 12. September 1973 fand in Kairo ein Gipfeltreffen zwischen Sadat, Assad und dem jordanischen König Hussein statt. Zwischen Sadat und Assad wurde bei diesem Treffen der 6. Oktober 1973 als Angriffstermin festgelegt. Hussein wurde nicht eingeweiht, spürte jedoch, „dass etwas in der Luft liegt“. Er flog daraufhin am 25. September 1973 nach Tel-Aviv um die israelische Regierung zu warnen, da er nicht in einen erneuten Krieg hineingezogen werden wollte. Nach Angaben von Aviezer Yaari, dem Chef des Syrien/Libanon/Irak-Büros des Aman teilte er mit, dass die syrische Armee kriegsbereit sei. Weiterhin sagte er auf Nachfrage Meirs, dass Syrien nicht ohne Ägypten angreifen werde. Golda Meir maß der Warnung Husseins nach Angaben des Leiters des Aman, Generalmajor Eli Zeira, keine größere Bedeutung zu und fragte nicht einmal nach dem konkreten Datum des geplanten Angriffs.

Beinahe genau ein Jahr vor dem Krieg, am 24. Oktober 1972, meinte Sadat bei einem Treffen des höchsten Militärrates, er wolle selbst bei fehlender sowjetischer Unterstützung in den Krieg ziehen. Die Planungen hierfür wurden selbst höchsten Befehlsebenen nicht früher als eine Woche vor Kriegsbeginn bekannt gemacht. Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR informierte Erich Honecker am 5. Oktober 1973 über den Beginn des Krieges. Die Sowjetunion wusste offenbar noch früher von den Angriffsplänen, denn in diesem Informationsschreiben wurde Folgendes erwähnt: „Die sowjetischen Militärspezialisten wurden von ihren Organen angewiesen, sofort ihre Tätigkeit abzubrechen und mit ihren Familien abzureisen“.

Untere Ränge wussten noch wenige Stunden vor dem Angriff nichts. Der konzertierte Angriffsplan wurde schließlich Operation Badr genannt (arabisch für Vollmond).

Kriegsausbruch und -geschehen

Am 6. Oktober 1973, dem jüdischen Versöhnungsfest Jom Kippur, begann Syriens und Ägyptens Angriff auf die von Israel besetzten syrischen und ägyptischen Gebiete (4. Israelisch-arabischer Krieg, Oktoberkrieg). Nach Jüdischem Kalender war es der 10. Tischri 5734.

Die ägyptische Artillerie eröffnete aus 1650 Geschützen das Feuer an der Sues-Front zur Vorbereitung einer Kanalüberquerung. Über 50 Hubschrauber vom Typ Mi-8 brachten ägyptische Soldaten zum Ostufer am Südende des Sueskanals, während Pioniereinheiten bei Gabasat mit Flammenwerfern und Sprengladungen die Verteidigungsstellungen der Israelis durchbrachen. An fünf Stellen überquerten die Soldaten den Sueskanal: bei al-Qantara, al-Firdan, Ismailia, bei den Bitterseen und nördlich von Sues. Amphibische Panzer vom Typ PT-76 überquerten den Kanal, zerstörten israelische Bunkerstellungen und bildeten Brückenköpfe am Ostufer. Es folgte der schnelle Aufbau von Pontonbrücken, so dass die Ägypter Kampfpanzer vom Typ T-54 und T-55 an das Ostufer nachrücken lassen konnten. Die ägyptische Luftwaffe griff mit 220 Flugzeugen die Flughäfen al-Mulaiz Bir Thanada und as-Sur an. Weitere Luftangriffe richteten sich gegen Hawk-Stützpunkte, Artilleriestellungen im Hinterland, Radarstellungen und Kommunikationszentren. Mit FROG-Raketen erfolgte der Angriff auf die israelischen Stützpunkte von Bir Gifgafa und Tasa. Danach erfolgte ein Angriff der ägyptischen Luftwaffe auf Umm Kuschaiba sowie auf Kommunikationszentren zwischen al-Qantara und Abu Aghaila. Weiter östlich gelegene Ziele wurden mit Kelt-Raketen angegriffen, die von Tupolew Tu-16 abgefeuert wurden. Die israelische Luftwaffe mit ihren Mirage- und Phantom-Kampfflugzeugen wurde von den Ägyptern erfolgreich durch die mobilen Flugabwehrraketensysteme SA-2 Guideline, SA-6 Gainful und SA-3 Goa bekämpft, welche bis zum 5. Kriegstag rund 85 Abschüsse, darunter 50 Phantoms, verzeichneten.

Gleichzeitig griff die syrische Luftwaffe mit etwa 30 Maschinen im Bereich des Berges Hermon an. Hubschrauber beförderten am 6. Oktober eine Kommandoeinheit des syrischen 82. Fallschirmjägerregiments auf den 2800 m hohen schneebedeckten Berg, auf dem sich ein Horchposten des israelischen Militärgeheimdienstes Aman mit 41 Militärtechnikern befand, der nur von 13 Infanteristen geschützt wurde. Der Sturm gelang, wobei 18 israelische Soldaten fielen und 31 verwundet wurden. Ein Rückeroberungsversuch Israels am 8. Oktober scheiterte mit Verlusten von 25 Toten und 51 Verwundeten. Erst am 22. Oktober gelang der Golani-Brigade die Rückeroberung, wobei 55 Soldaten der Brigade fielen und 79 verletzt wurden.

Der Angriff überraschte die unvorbereiteten Israelis und brachte den Angreifern zunächst militärische Anfangserfolge. Aus israelischer Sicht wirkte sich der Überraschungsangriff auf die Einberufung, anders als die arabischen Strategen gedacht hatten, nicht negativ aus. Im Gegenteil verlief die Einberufung der Reservisten außergewöhnlich schnell, und das trotz der anfänglichen Überraschung und einiger Verwirrung in den Mobilmachungsdepots. Während des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur ruhte das öffentliche Leben fast vollständig, wodurch kein Straßenverkehr die Militärtransporte behinderte und die Reservisten in ihren Häusern und Synagogen schnell ausfindig gemacht werden konnten. Weniger als 24 Stunden nach Beginn der Kampfhandlungen erreichten die ersten Teile zweier Reservedivisionen unter Awraham Adan und Ariel Scharon die Orte Baluza und Tasa, jeweils 250 Kilometer von ihren Heimatbasen entfernt.

Die Syrer drangen mit über 1400 Panzern in die Golanhöhen ein, die Ägypter durchbrachen die israelischen Verteidigungsstellungen und überquerten den Sueskanal. Mit Ausnahme eines kleinen Gebietes um Port Said an der Mittelmeerküste gelang den Ägyptern die Einnahme der Bar-Lew-Linie. Zwei ägyptische Armeen besetzten einen Streifen parallel zum Sueskanal.

Den israelischen Streitkräften gelangen Gegenangriffe erst nach einigen Tagen, wobei sie sich zuerst auf die syrische Front konzentrierten. Im Norden führte die Gegenoffensive zu einer Niederlage für die syrische Armee, die in wenigen Tagen – bis zum 10. Oktober – bereits besiegt war und 870 Panzer sowie tausende Fahrzeuge und Geschütze zurücklassen musste. Die Syrer wurden bis 32 Kilometer vor Damaskus zurückgedrängt, die syrische Hauptstadt massiv bombardiert, was viele zivile Opfer forderte. Ein Durchbruch durch die syrische Front gelang den israelischen Truppen jedoch nicht.

Auf der Sinai-Halbinsel drängten israelische Truppen die Ägypter ebenfalls zurück und überquerten am 16. Oktober den Sueskanal. Südlich der Bitterseen gelang es den Israelis unter Führung von General Ariel Scharon, die auf dem Ostufer verbliebene ägyptische 3. Armee einzukesseln. Die israelische Armee stand nun jenseits des Sueskanals, 120 km vor Kairo.

Ergebnis

Am 22. Oktober rief der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in der Resolution 338 auf Druck der Vereinigten Staaten alle Parteien auf, das Feuer einzustellen. Bei Inkrafttreten des Waffenstillstands am 22. Oktober (Nordfront) bzw. 24. Oktober (Südfront) waren die Syrer besiegt; die eingeschlossene und unversorgte ägyptische 3. Armee stand vor der Vernichtung. Am 25. Oktober 1973 befürchteten die Vereinigten Staaten, dass die Sowjetunion Truppenverbände an die Südfront entsenden und damit die Entspannungspolitik untergraben könnte. In Militärkreisen wurde befürchtet, dass die Sowjetunion mit An-12-Transportflugzeugen bis zu vier Luftlandedivisionen nach Ägypten beordern würde. Bislang flogen die sowjetischen Transportflugzeuge nur Waffen, darunter auch Panzer vom Typ T-62, sowie weitere SA-6-Gainful-Flugabwehrraketensysteme und Munition nach Ägypten. US-Verteidigungsminister James R. Schlesinger und der Nationale Sicherheitsrat befahlen am 25. Oktober die Alarmstufe 3 (Defcon 3) und damit die Alarmierung zur Einsatzbereitschaft der Atomstreitkräfte. US-Truppen in der Bundesrepublik Deutschland wurden daraufhin ebenfalls in Alarmbereitschaft versetzt und nahmen Position an der Grenze zur DDR und ČSSR ein. US-Präsident Richard Nixon sah die Situation als „die schwerste Krise seit Kuba“. Nach Unterredung mit der sowjetischen Seite und der Erkenntnis, dass keine sowjetischen Truppen in Ägypten landeten, wurde die Alarmbereitschaft in den Vereinigten Staaten am darauffolgenden Tag wieder zurückgenommen.

Nach dem Beginn des Waffenstillstands begannen in einem Zelt am Meilenstein 101 der Straße zwischen Kairo und Sues Verhandlungen zur Truppenentflechtung zwischen den kriegführenden Parteien. Diese Verhandlungen zogen sich über Monate hin.

Die Verluste waren auf beiden Seiten hoch. Mehr als 2600 israelische Soldaten fielen, 7500 wurden verwundet und 300 gerieten in Gefangenschaft. Die israelische Luftwaffe erlitt große Verluste durch den Einsatz von Flugabwehr-Raketen aus sowjetischer Produktion. Auf arabischer Seite gab es über 8500 Tote zu beklagen.

Der Krieg führte zu einer Traumatisierung der israelischen Öffentlichkeit, die die außenpolitische Bedrohung kaum wahrgenommen hatte, weil die israelische Armee bis dahin als unbesiegbar gegolten hatte. Die Vorwürfe aufgrund der massiven Verluste zwangen die israelische Regierungschefin Golda Meïr im April 1974 zum Rücktritt.

Für Anwar as-Sadat stellte der militärisch verlorene Krieg politisch dagegen einen Erfolg dar. Mit dem Krieg konnte er Israel zeigen, dass die arabische Welt ein militärisch nicht zu unterschätzender Gegner war. 1977 traf er mit Menachem Begin zusammen und schon 1979 unterzeichneten beide in Washington das Friedensabkommen von Camp David.

Durch die Demonstration der Stärke gewannen die arabischen Regierungen wieder mehr Selbstbewusstsein, was zunächst den Islamismus eindämmte.

Der Jom-Kippur-Krieg war zusammen mit Produktionssenkungen der arabischen Ölförderländer Auslöser der Ölkrise 1973. Die OAPEC verhängte gegen die Vereinigten Staaten ein totales Ölembargo, als der US-Kongress beschloss, Israel in diesem Krieg auch offiziell mit Kriegsmaterial zu unterstützen, das dann über eine Luftbrücke der US-amerikanischen Streitkräfte nach Israel geflogen wurde. Später wurde das Embargo auf die Niederlande ausgedehnt, weil dessen Regierung die US-amerikanische Politik am deutlichsten unterstützte.

Rezeption

In Syrien wurde der Krieg von den staatlichen Medien und der staatlich gesteuerten Geschichtsschreibung als Sieg und erfolgreiche Revanche für den Sechstagekrieg dargestellt. Dem Diktator Hafiz al-Assad wurde dabei eine bestimmende Führungsrolle zugeschrieben und er als Kriegsheld dargestellt. Viele Orte in Ägypten tragen heute den Namen Sitta Oktubr (6. Oktober). An der Zubringerstraße zum Kairoer Flughafen gibt es ein Panorama, das die Abläufe des in Ägypten als siegreich empfundenen Krieges beschreibt.

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Quellen: wikipedia.org

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