Jean Charles de Menezes

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Dzimšanas datums:
07.01.1978
Miršanas datums:
22.07.2005
Mūža garums:
27
Dienas kopš dzimšanas:
16912
Gadi kopš dzimšanas:
46
Dienas kopš miršanas:
6854
Gadi kopš miršanas:
18
Papildu vārdi:
Jean Charles de Menezes, Jean Charles da Silva e de Menezes, Jean Charles de Menezes, Жан Шарль де Менезес
Kategorijas:
Nozieguma upuris, Terorakta upuris
Tautība:
 portugālis, brazīlietis
Kapsēta:
Norādīt kapsētu

Jean Charles de Menezes (* 7. Januar 1978 in Gonzaga, Minas Gerais; † 22. Juli 2005 in London) ist das Opfer eines Anti-Terroreinsatzes der Londoner Polizei, der am 22. Juli 2005 in der Station Stockwell der London Underground stattfand. Der 27-jährige Mann, ein seit drei Jahren in London lebender Brasilianer, wurde dabei von Beamten in Zivil aus nächster Nähe erschossen. Den verfügbaren Informationen nach handelte es sich um die gezielte Tötung wegen der Verwechslung mit einem zu diesem Zeitpunkt nur aufgrund von Indizien Verdächtigen. Der Fall löste insbesondere in seiner Heimat Betroffenheit aus und führte zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Brasilien und Großbritannien.

Hergang

Der Vorfall ereignete sich am Morgen des 22. Juli, zwei Wochen und einen Tag nach den Anschlägen vom 7. Juli in London, bei denen vier Sprengsätze in öffentlichen Verkehrsmitteln detonierten und 52 Personen getötet wurden. Polizeiangaben zufolge war Menezes' Wohnblock im Südlondoner Lambeth ins Fadenkreuz der Ermittler geraten, nachdem die Anschrift des Wohnblocks in einem der Rucksäcke gefunden wurde, in welchem sich die nicht vollständig detonierten Bomben vom Vortag befanden.

Menezes verließ gegen 10 Uhr seine Wohnung, um sich zur Arbeit zu begeben, und wurde von observierenden Beamten in Zivil beschattet. Nach einer Busfahrt zur nahegelegenen U-Bahn-Station Stockwell wurde Menezes ersten Polizeiangaben zufolge von den Beamten angesprochen, flüchtete aber in den Bahnhof und übersprang die Absperrungen. Beim Aufspringen auf einen wartenden Zug geriet er ins Straucheln bzw. wurde zu Fall gebracht und von vier Beamten am Boden festgehalten, worauf einer der Polizisten eine Waffe zog und die tödlichen Schüsse in den Hinterkopf abgab. Diese Darstellung der Polizei wurde wiederholt in Zweifel gezogen. Scotland Yard musste zudem mehrfach seine Darstellung des Tatablaufes öffentlich korrigieren. Neueren Pressemeldungen zufolge (Januar 2006), soll zudem den eingesetzten Beamten über Funk fälschlicherweise von der Polizeiführung mitgeteilt worden sein, bei Menezes handele es sich um einen gesuchten muslimischen Terrorverdächtigen. Diese Meldung soll später aus den Protokollen entfernt worden sein, um die Verantwortung auf die lokalen Einsatzkräfte abschieben zu können (siehe Wikilinks und Weblinks).

Später wurde bekannt, dass mindestens elf Schüsse auf Herrn de Menezes abgefeuert wurden: Sieben trafen ihn in den Kopf, einer traf die Schulter. Drei Schüsse verfehlten das Opfer.

Die Polizei rechtfertigte ihr Vorgehen mit der Gefahr eines möglichen Bombenanschlags oder einer versehentlich ausgelösten Explosion. Die Verfolger vermuteten, dass es sich bei Menezes um einen Terroristen handelte, der in die Taten der vergangenen Tage verwickelt war und möglicherweise eine Bombe trug. Als Begründung wurde die gefundende Adresse sowie die ungewöhnlich dicke Bekleidung und das südländische Aussehen des jungen Mannes angegeben. Nach der Verfolgungsjagd stand für die Polizisten angeblich fest, einen möglicherweise mit einem Sprenggürtel bewaffneten Selbstmordattentäter vor sich zu haben.

Einen Tag nach dem Vorfall teilte Scotland Yard mit, der Mann habe nichts mit dem Attentat zu tun gehabt. Die Behörden kündigten eine Untersuchung an. Brasiliens Außenminister, Celso Amorim, zeigte sich empört über den Tod des Mannes. Er sowie die Angehörigen von Jean Charles de Menezes forderten eine rasche Aufklärung des Geschehens. Die brasilianische Presse schrieb in diesem Zusammenhang von einer „Hinrichtung“.

Scotland Yard verteidigte ihre Politik des „Finalen Rettungsschusses“ (Shoot to kill policy) als „alternativlos“. Seit 2002 sind Sicherheitskräfte in Großbritannien angewiesen, möglichen Selbstmordattentätern direkt in den Kopf zu schießen, statt erst auf den Körper zu zielen. So soll verhindert werden, dass die Schüsse eine Bombe auslösen oder der Attentäter noch Zeit findet, einen möglichen Sprengsatz zu zünden. Kritiker bezweifeln, dass ein solches Vorgehen in einem Rechtsstaat vertretbar ist. Shoot to kill mache Polizisten zu Richtern.

Untersuchung

Der Vorfall wurde seit Ende Juli 2005 von drei Untersuchungskommissionen der Independent Police Complaints Commission (IPCC) untersucht, die in Großbritannien für die Untersuchung schwerwiegenden Fehlverhaltens seitens der Polizei zuständig ist.

Am 16. August veröffentlichte der britische Fernsehsender ITV Videoaufzeichnungen aus den Überwachungskameras der U-Bahn-Station sowie an die Presse gelangte Teile eines internen Berichts der IPCC, die den ursprünglichen Schilderungen der Londoner Polizei in mehreren Punkten widersprechen:

  • Menezes habe keine „dicke Winterkleidung“ getragen, sondern eine Jeansjacke und -hose.
  • Menezes sei nicht über die Fahrscheinkontrolle gesprungen, sondern habe sich in der U-Bahn-Station völlig unauffällig verhalten, und sei dann nur am Bahnsteig zum Zug gelaufen, weil dieser gerade einfuhr.

Der Londoner Polizei und ihrem Chef Sir Ian Blair wurde in diesem Zusammenhang Manipulation und der Versuch der Vertuschung vorgeworfen.

Im Verlauf der Untersuchung wurde wiederholt die Legalität von Menezes' Aufenthalt in Großbritannien in Frage gestellt, was im Falle einer Bestätigung die Aussichten auf ein Gerichtsverfahrens gegen die Polizei erheblich mindern dürfte.

Menezes' Familie hat inzwischen eine eigene Kampagne gestartet, die neben einer vollen Aufklärung und der Bestrafung der Verantwortlichen die Streichung von shoot to kill – dem sogenannten finalen Rettungsschuss – aus den Polizeirichtlinien fordert.

Am 8. Juni 2006 wurde durch einen Zeitungsbericht unter Berufung auf einen Mitarbeiter der britischen Generalstaatsanwaltschaft bekannt, dass es vermutlich keine Möglichkeit gebe, den Beamten zu ermitteln, welcher geschossen hat.

Die Leiterin des Einsatzes Cressida Dick wurde im Februar 2007 befördert und ist u. a. für die Sicherheit der Königlichen Familie zuständig. Während die Londoner Polizei die Beförderung als Signal bezeichnete, dass die Behörde der Beamtin voll vertraue, zeigte sich die Familie von Menezes über diese Maßnahme erschüttert.

Am 1. November 2007 verfügte das Oberste Kriminalgericht Englands gegen Scotland Yard eine Strafzahlung von insgesamt 806.000 Euro – 175.000 Pfund (rund 250.000 Euro) Strafe zuzüglich der Verfahrenskosten (385.000 Pfund); das Urteil wird mit „Gefährdung der öffentlichen Sicherheit“ begründet, es könne einzelnen Polizisten „jedoch keine individuelle Schuld an dem chaotischen Vorgehen bei der Verfolgung und Erschießung des Brasilianers Jean Charles de Menezes zugewiesen“ werden.

Angehörige de Menezes' waren mit dem Ausgang des Verfahrens unzufrieden, da immer noch keine ihrer Meinung nach ausreichende Untersuchung des Verhaltens einzelner Polizisten geleistet wurde. Sie erreichten eine Wiederaufnahme des Verfahrens.

Seit September 2008 befasst sich nun erneut ein britisches Gericht mit dem Fall Menezes. Dabei geht es sowohl um die Klarstellung der Ereignisse, als auch um die abschließende Bewertung, wen die Schuld an der Tötung trifft. Mit einem abschließenden Urteil wurde für das Jahr 2008 gerechnet. Die Familie tritt in dem öffentlichen Prozess als Nebenkläger auf.

Am 23. November 2009 gibt die britische Polizei bekannt, eine Abfindung von 100.000 Pfund an die Familie Jean Charles in Brasilien zahlen zu wollen. Gründe für die genannte Summe seien, dass die Familie „relativ arm" sei und Jean Charles ledig gewesen sei. Zum Vergleich nennt der Artikel auch die Abfindungssumme, die der ehemalige Chef der britischen Polizei – Ian Blair – erhielt, als er im Oktober 2008 im Zusammenhang mit den Vorfällen um den Tod Jean Charles zurückgetreten ist: 400.000 Pfund. Die Familie in Brasilien wurde über die Einigung der Anwälte mit der Polizei nicht informiert. Die Anwälte hatten die dreifache Summe gefordert.

Filmische Verarbeitung

Kays Khalil verarbeitete den Fall Menezes in dem zwölf Minuten langen Animationsfilm „Hit The Floor“, der 2007 mit dem 3sat-Förderpreis ausgezeichnet wurde.

2009 lief in Brasilien der Film „Jean Charles“ von Henrique Goldman an, der den Stoff der letzten Lebenswochen Jean Charles bis zur Erstattung der Bestattungskosten durch die britische Polizei zum Thema hat. Der bekannte brasilianische Schauspieler Selton Mello spielte Jean Charles

Avoti: wikipedia.org

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