Wladimir Schirinowski

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Birth Date:
25.04.1946
Death date:
06.04.2022
Length of life:
75
Days since birth:
28493
Years since birth:
78
Days since death:
753
Years since death:
2
Patronymic:
Wolf
Person's maiden name:
Владимир Жириновский
Extra names:
Vladimir Žirinovski, Władimir Żyrinowski, Władimir Wolfowicz Ejdelsztein, , Vladimirs Žirinovskis, Vladimirs Eidelšteins
Categories:
Communist, Duma deputy, Lawyer, Nominee, Politician, Translator
Nationality:
 russian, jew
Cemetery:
Set cemetery

Wladimir Wolfowitsch Schirinowski (russisch Владимир Вольфович Жириновский, wiss. Transliteration: Vladimir Vol'fovič Žirinovskij; * 25. April 1946 in Alma-Ata, Kasachische SSR, als Wladimir Wolfowitsch Eidelstein) ist ein russischer Politiker und Rechtsanwalt. Schirinowski ist Gründer und Parteivorsitzender der Liberal-Demokratischen Partei Russlands (LDPR), einer im rechtspopulistischen bis rechtsextremen Spektrum angesiedelten russisch-nationalistischen Partei. Sein öffentlicher Auftritt und seine Politik sind ungeachtet eigener jüdischer Abstammung offen antisemitisch und populistisch.

Leben

Wladimir Schirinowski wurde in Alma-Ata geboren, zog 1964 nach Moskau und nahm dort den Familiennamen seines Stiefvaters an, anstelle des bis dahin getragenen seines Vaters, des polnischen Juden Wolf Eidelstein (Эйдельштейн). Von 1964 bis 1970 studierte er an der Lomonossow-Universität Moskau Turkologie (daher spricht er fließend Türkisch), nebenher studierte er auch von 1965 bis 1967 Internationale Beziehungen an der Universität des Marxismus-Leninismus. Von 1972 bis 1977 absolvierte er schließlich ein Fernstudium für Jura und war später als Anwalt tätig.

Politische Karriere

1991 gründete Schirinowski die LDPSU (1992 in LDPR umbenannt), die er als erste Oppositionspartei in Russland bezeichnete. 1991 nahm Schirinowski an Präsidentschaftswahlen der Russischen SFSR teil und erreichte knapp acht Prozent der abgegebenen Stimmen. Seine Partei wurde bei den Wahlen 1993 mit 22,92 % stärkste Partei in der Duma. In den folgenden Parlamentswahlen (1995, 1999, 2003, 2007, 2011, 2016, 2021) konnte die Partei mit einem Stimmenanteil zwischen 6 % und 13 % stets die Duma einziehen. Für die Legislaturperioden von 2000 bis 2011 wurde Schirinowski jeweils zu einem der stellvertretenden Duma-Vorsitzenden gewählt.

Schirinowski wurde mehrfach gegenüber politischen Kontrahenten ausfallend und handgreiflich. So spritzte er in einem TV-Duell im Juni 1995 vor laufender Kamera Orangensaft ins Gesicht von Boris Nemzow, dem damaligen Gouverneur der Oblast Nischni Nowgorod, nachdem Nemzow Schirinowski einen Playboy zeigte, in welchem Schirinowski prahlte mit 200 Frauen geschlafen zu haben. 2003 zettelte er, während des Wahlkampfs zur Parlamentswahl im Dezember 2003, eine Massenschlägerei bei einer Fernsehsendung an. Im Februar 2008 griff er einen Kritiker während einer Talkshow an und schubste ihn.

Schirinowski wurde von einer ukrainischen Journalistin während seines Besuchs vom Januar 2013 in der Ukraine mit Sauerkohl beworfen. Er fragte sie nach dem Anlass, worauf sie geantwortet habe, er liebe die Ukraine nicht.

Im April 2014 rief Schirinowski seine Leibwächter bei einer Pressekonferenz dazu auf, die schwangere Journalistin Stella Dubowizkaja zu vergewaltigen. Sie stellte eine Frage zum aktuellen Krieg in der Ukraine, als Schirinowski in Form eines Wutanfalls plötzlich rief: „Wenn ich rufe ‚Christus ist auferstanden‘, fangt ihr an, sie zu vergewaltigen.“ Die Ethikkommission der Duma wies daraufhin Schirinowski an, sich öffentlich gegenüber den beschimpften Journalisten zu entschuldigen, verzichtete aber darauf, ein einmonatiges Redeverbot in der Duma zu verhängen. Kanada sanktioniert ihn am 28. April 2014.

Am 25. April 2021 beging Schirinowski seinen 75. Geburtstag und wurde an demselben Tag mit dem Vaterlandsverdienstorden I. Klasse für die Stärkung der russischen Staatlichkeit und die Entwicklung des Parlamentarismus ausgezeichnet.

Politische Positionen

Sprache und Ideologie Schirinowskis sind geprägt von demagogischen Theorien, Populismus und (trotz seiner eigenen väterlicherseits jüdischen Abstammung) von Antisemitismus. Er leugnete die Existenz Osama bin Ladens und Al-Qaidas und behauptete, wie auch einige Verschwörungstheoretiker, die Terroranschläge am 11. September 2001 seien von der US-amerikanischen Regierung, vielleicht mit Hilfe des Mossad, inszeniert worden. Er behauptete, der US-Kongress sei ein von den Israelis besetztes Territorium.

Im Dezember 1993 (damals fand die erste Wahl zur Duma im postsowjetischen Russland statt) stellte Schirinowski die deutsch-polnische Grenzziehung in Frage, um mit der Bundesrepublik über den möglichen Verkauf des Gebietes um Kaliningrad (den Norden des ehemals deutschen Ostpreußen einschließlich Königsberg) an Deutschland verhandeln zu können.

Schirinowski äußerte 2010, er lehne eine Mitgliedschaft Russlands in der NATO ab.

Nachdem bei den Terroranschlägen in Brüssel am 22. März 2016 32 Menschen ermordet worden sind, sprach Schirinowski in einer Talkshow davon, dass solche Anschläge gut für Russland seien: "Das ist für uns von Vorteil. Lasst sie verrecken und sterben". Nach seiner Auffassung würden die westlichen Staaten sich dann mit Moskau verbünden und um Hilfe flehen.

Antisemitismus

Obwohl Schirinowskis Vater Mitglied einer staatlich geförderten jüdischen Gruppe angehörte und den Namen Eidelshtein trug (den sein Sohn im Alter von 18 Jahren ändern ließ), streitet sein Sohn Wladimir vehement ab, jüdischer Abstammung zu sein.

Schirinowski behauptet, dass Juden die Weltherrschaft erobert hätten und alle Konzerne und Banken in Europa beherrschen würden, so auch in Russland. Am 12. September 2014 wurde gegen Schirinowski ein Einreiseverbot in die Länder der Europäischen Union und eine Kontensperre verhängt. Daraufhin erklärte Schirinowski in einem Interview, dass er die Anwesenheit seines Namens auf der EU-Sanktionsliste als Anerkennung seiner Verdienste vor dem russischen Volke deutet, dass er demzufolge auf den Vaterlandsverdienstorden II. Klasse (die III. Klasse wurde ihm schon 2011 verliehen) Anspruch erheben könne und dass dies in ihm Stolz und Freude hervorrufe. Er ist der Meinung, Europa werde von den USA unterdrückt. Die europäischen Länder würden sich seiner Sicht nach „bald erheben“„auf die Straßen strömen in einem europäischen Maidan und die Amerikaner verjagen“. Der Vaterlandsverdienstorden II. Klasse wurde ihm am 18. April 2016 tatsächlich verliehen.

Anfang Februar 2015 äußerte sich Schirinowski während einer Diskussion über die aktuellen Ereignisse in Europa in der Sendung Sonntagabend auf Rossija 1 folgendermaßen: „Müller wacht in kaltem Schweiß auf und wendet sich an Stierlitz, ihm seinen Traum erzählend: Stierlitz, weißt du, dass jetzt ein Weib das Dritte Reich führt und auf den Straßen Berlins Schwule anstatt Soldaten marschieren, kannst Du dir denken, keine Sturmabteilungen, sondern Schwule? Die Juden besitzen alle Banken und Zeitungen, die Russen kämpfen gegen die Ukrainer um Donbass, nicht um Stalingrad, und die ganze Posse lenkt ein Neger aus Amerika.

Territoriale Ansprüche und Kriegsdrohungen

Unter anderem forderte Schirinowski 1992 die Wiederherstellung der alten russischen Reichsgrenzen von 1917 mit Finnland, Kongresspolen, Belarus und der östlichen Ukraine. Letztere war Kernland der mittelalterlichen Kiewer Rus, die manchen als Wiege der russischen Nation gilt. Auch sprach er sich für eine Annexion Alaskas aus. Zudem brachte er die Idee auf, große Ventilatoren zu verwenden, um radioaktive Abfälle in die baltischen Staaten zu blasen.

2007 schlug er vor, im Atlantik russische Atombomben zu zünden, um Großbritannien zu überfluten.

Im Mai 2013 erklärte das Parlament von Kirgisistan Schirinowski zur Persona non grata. Schirinowski hatte zuvor vorgeschlagen, dass Kirgisistan den Yssykköl-See an Russland abtreten soll. Im Gegenzug soll Russland Kirgisistan Schulden in Höhe von 500 Millionen US-Dollar erlassen.

Nach der Annexion der Krim durch Russland schickte Schirinowski den Regierungen Polens, Rumäniens und Ungarns Schreiben, in denen er eine Aufteilung der Ukraine zwischen Russland und den drei Ländern vorschlug. Der Sprecher des polnischen Außenministeriums äußerte sein Bedauern, dass ein Teil der russischen Politiker immer noch nach dem Schema des Ribbentrop-Molotow-Paktes denke.

Im Zusammenhang mit dem Konflikt Russlands mit der Türkei nach dem Abschuss einer Suchoi Su-24 der russischen Luftwaffe 2015 durch das türkische Militär forderte er, die russische Regierung solle der Türkei mit einem Atomangriff für den Fall drohen, dass die Türkei eine Sperre der Bosporus-Meerenge für russische Schiffe verhänge. „Es ist sehr einfach, Istanbul zu vernichten. Man muss nur eine Atombombe über dem Bosporus abwerfen und die Stadt wird überflutet“, so Schirinowski in einer Rede vor der Duma.

Im Februar 2022 geriet Schirinowski in die Schlagzeilen, weil er in einer Rede vom 27. Dezember 2021 das exakte Datum voraussagte, an dem das russische Militär – zwei Tage vor Beginn der Invasion anderer Teile der Ukraine – massenhaft in die Ostukraine einmarschierte: „Um 4 Uhr morgens am 22. Februar werdet ihr [unsere neue Politik] spüren. Ich hätte gerne, dass 2022 ein friedliches Jahr wird. Aber ich liebe die Wahrheit, seit 70 Jahren sage ich die Wahrheit. Es wird nicht friedlich sein. Es wird ein Jahr sein, in dem Russland wieder groß wird.“

Persönliches

Schirinowski ist laut eigenen Angaben Anhänger des christlich-orthodoxen Glaubens. Schirinowski ist seit den 1970er Jahren mit der Biologin Galina Alexandrowna Lebedewa verheiratet. Aus der Ehe ging der Sohn Igor Lebedew hervor, der seit 1999 Duma-Abgeordneter ist und wie sein Vater der LDPR-Fraktion angehört.

Anfang Februar 2022 erkrankte Schirinowski an Covid-19 und befand sich in intensivmedizinischer Behandlung. Er wurde aus gesundheitlichen Gründen so gut wie möglich abgeschirmt und nach der Anerkennung der abtrünnigen „Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk in der Ostukraine durch Russland am 21. Februar aufgrund der „emotionalen Belastung“ für zwei Wochen ins Koma versetzt.

Auszeichnungen

Russische
  • Verdienstorden für das Vaterland (IV. Klasse 2006, III. Klasse 2011, II. Klasse 2016, I. Klasse 2021)
  • Alexander-Newski-Orden (2015)
  • Orden der Ehre (2008)
  • Schukow-Medaille
  • Stolypin-Medaille (II. Klasse 2012, I. Klasse 2019)
Ausländische
  • Orden Ehre und Ruhm (2005, Abchasien)
  • Samarer Kreuz (2013, Bulgarien)

Literatur

  • In der bibliographischen Internet-Datenbank RussGUS (frei zugänglich) werden zu „Schirinowski“ weit über hundert Literaturnachweise angeboten (unter Formularsuche → Sachnotationen: 16.2.2/Zirinovskij*).

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